Einführung

Bald nach dem plötzlichen Tod von Jockel Heenes im Oktober 2004 fasste Felicitas Gerstner zusammen mit Freunden den Entschluss, sein Werk, das so abrupt zu einem Ende gekommen war, zu ordnen, es in einem systematischen Verzeichnis zu katalogisieren und dies zu veröffentlichen. Durch die Projektförderung der Stiftung Kunstfonds sowie mit privaten Mitteln konnte dieses Projekt verwirklicht werden.

 

Dreißig Jahre intensiven künstlerischen Schaffens aufzuarbeiten war ein langwieriger Prozess. Dabei ging es nicht nur darum, Arbeiten zu inventarisieren, sondern auch aus Fragmenten Werkkomplexe zu rekonstruieren, aus Jockel Heenes’ immensem Bildarchiv temporäre Installationen wieder zum Vorschein zu bringen sowie deren Bestandteile in ihre komplexen Kontexte zu reintegrieren. Viele Arbeiten sind undatiert und warteten damals auf ihre Einordnung in den Werklauf. Die kunsthistorische Arbeit erforderte Ausdauer und detektivischen Spürsinn. Und ein großer Teil der Werke, insbesondere zahlreiche Papierarbeiten und Druckgraphiken, war bis dato noch gar nicht fotografiert. Eine weitere Aufgabe bestand darin, die vielen Arbeiten in Privat- und Sammlungsbesitz ausfindig zu machen, die von Jockel Heenes nur teilweise katalogisiert worden waren. Hier bestehen nach wie vor einige wenige Lücken, die hoffentlich im Lauf der Zeit noch geschlossen werden können. Wir bitten darum, dass sich Personen, die ihre Arbeiten in diesem Werkverzeichnis noch nicht aufgeführt finden, bei uns melden.

 

Dieses Werkverzeichnis ist der Versuch einer Ordnung und chronologischen Harmonisierung von Jockel Heenes’ Oeuvre. Unser Wunsch war es, durch die systematische Aufarbeitung die faszinierende Entwicklung der Themen und die mannigfaltigen Verwandlungen seiner Bildsprachen durch die Jahrzehnte erfahrbar zu machen. So kündet diese Übersicht von Jockel Heenes’ Neugier und Experimentierfreude, getragen von einem stupenden Schaffenspotenzial, das sämtliche Werkphasen in sich schlüssig und konsequent durchgeführt in Erscheinung treten lässt. Vier speziell für dieses Werkverzeichnis verfasste Essays von Wilhelm Warning, Heinz Schütz, Andrea Legde und Thomas R. Huber widmen sich den verschiedenen Werkphasen und führen in zentrale Themen des Oeuvres ein. Biografie, Ausstellungsübersicht und Bibliographie liefern weitere umfassende Informationen.

 

Jockel Heenes hatte 1999 begonnen, sein Werk durchlaufend zu katalogisieren. Unser Verzeichnis folgt dieser Ordnung und bietet so ein chronologisches Kontinuum der letzten fünf Jahre. Dank dem 1979 erschienenen Buch „Fragmente. Zeichen. Zeit.“ zum Projekt Ein nicht geschriebenes Tagebuch (WVZ Nr. 1977/028) war dies auch für die Zeitspanne von September 1977 bis Juni 1978 möglich, da darin die Arbeit jener Monate in ihrer Entstehung genau dokumentiert ist. Für die restliche Zeit haben wir uns dazu entschieden, die Arbeiten nach Techniken zu ordnen und an den Beginn jedes Jahres die Installationen und großen raumbezogenen Werke zu setzen, gefolgt von Plastiken, Wandarbeiten, Tafelbildern, Papierarbeiten und – sofern vorhanden – Druckgraphiken. Eine Ausnahme machten wir mit den beiden über mehrere Jahre reichenden Projekten After Shave (1977-1980) und Reserviert Gereserveerd Reserved (mit Henk Wijnen) (1978-1983), die jeweils am Ende der entsprechenden Jahre aufgeführt sind. Außerdem wurden Arbeiten, von denen wir erst nach der Katalogisierung der Jahrgänge erfahren haben, jeweils an deren Ende gesetzt.

 

Das Werkverzeichnis ermöglicht sowohl den schnellen Überblick in den Jahrgängen als auch die Vertiefung in die detaillierte Beschreibung und die großformatige Abbildung der einzelnen Werke. Eine differenzierte Suchfunktion erleichtert das Auffinden bestimmter Werke. So macht diese internetgestützte Datenbank Jockel Heenes’ Oeuvre wesentlich näher erfahrbar als jede Aufarbeitung in Buchform.

 

Felicitas Gerstner, Thomas R. Huber im Januar 2012, aktualisiert im Juli 2017